Rohrschollen Insel

Verwaltung und Funktionsweise

Die Verwaltung eines nationalen Naturschutzgebiets wird vom französischen Umweltgesetzbuch reglementiert. Sie ist zwar komplex, trägt aber zu einem transparenten Management und einem erweiterten Engagement der Akteure bei.

Ein nationales Naturschutzgebiet ist die Anerkennung einer beachtlichen heimischen Natur auf dem französischen Territorium. Daher entscheidet der Staat per Ministerialverordnung über die Klassifizierung. Anschließend ist er für das Management verantwortlich, das er einem lokalen und kompetenten Verwalter überträgt. Die Management-Vereinbarung definiert die Aufgaben, die im Verantwortungsbereich des Verwalters liegen und für die er jährliche Subventionen erhält.

Im Jahr 1977 beantragte der Stadtrat von Straßburg beim Präfekt die Anwendung des Naturschutzgesetzes vom 10. Juli 1976 für die Rohrscholleninsel. Die tatsächliche Klassifizierung erfolgte 20 Jahre später durch die Ministerialverordnung vom 4. März 1997.

Die Vereinbarung vom 19. April 2011 setzte die Stadt Straßburg als Verwalter des Naturschutzgebietes Rohrscholleninsel ein. Sie definiert die vom Staat übertragenen Aufgaben, darunter vor allem die Anwendung und Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben am Standort. Der Verwalter hat ebenfalls die Verantwortung, den Management-Plan zu erarbeiten und anschließend umzusetzen. Dieses Referenzdokument setzt die langfristigen Ziele fest, die in unterjährige Maßnahmenpläne aufgegliedert werden.

Der Management-Plan wird dem französischen Regionalen Wissenschaftsrat für das Naturerbe CSRPN Grand-Est vor der Umsetzung zur Begutachtung vorgelegt und alle fünf bis zehn Jahre erneuert. Der erste Management-Plan wird auch dem französischen Nationalrat für Naturschutz CNPN zur Stellungnahme vorgelegt. Dieser stellt sicher, dass die langfristigen Ziele mit den Anforderungen an den Erhalt des Naturerbes auf landesweiter Ebene übereinstimmen.

Im Beirat sind alle Akteure des Naturschutzgebiets versammelt, wodurch es ein regelrechtes Parlament für das Gebiet ist. Er setzt sich aus Staats- und Territorialverwaltungen, lokalen Abgeordneten, Eigentümern, Nutzern und Vereinen zusammen und hat die Aufgabe, das Management zu überwachen und zu bewerten. Bevor der Präfekt oder sein Stellvertreter eine Entscheidung treffen, gibt der Beirat zu jedem Thema bezüglich des Naturschutzgebiets eine Stellungnahme ab.

Der Verwalter kann sich auch auf den Wissenschaftsrat des Naturschutzgebiets stützen. Dieser besteht aus Wissenschaftlern, die für die jeweiligen Themenbereiche des klassifizierten Gebiets Experten sind. Er ist zugleich eine Ressource, welche die Management-Entscheidungen beleuchtet, und eine Kontrollinstanz, die zu allen Projekten eine Stellungnahme abgibt, die den Erhaltungszielen zuwiderlaufen. Bis zur Gründung eines entsprechenden Wissenschaftsrats übernimmt der CSPRN Grand-Est diese Aufgabe für das Naturschutzgebiet Rohrscholleninsel.

Der Beirat versammelt sich zwei Mal pro Jahr, um über das Management des Naturschutzgebiets zu debattieren.

Für das Jahr 2018 lag das Verwaltungsbudget für das Naturschutzgebiet Rohrscholleninsel bei etwa 190.000 €. Es wird zwischen dem Staat und der Stadt Straßburg aufgeteilt. In Abhängigkeit von den Projekten und zusätzlich erhaltenen Finanzierungen kann das Budget erhöht werden.

Wissenschaftliche Tätigkeiten

Wissenschaftliche Erkenntnisse ermöglichen einen besseren Schutz und leichteres Entdecken

Als Verwalter hat die Stadt Straßburg die Aufgabe, den Management-Plan des Naturschutzgebiets zu erstellen und anschließend umzusetzen. Dieses Dokument stellt das Projekt zur Erhaltung und Verwaltung des Gebiets über einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren vor.
Wissenschaftliche Erkenntnisse sind die Grundlage dieses Projekts. Sie geben der Verwaltung Orientierung in der Zielsetzung und Umsetzung.
Die Studien zielen darauf ab, die Arten und Biotope des Standorts zu kennen und zu beobachten; un den Einfluss der Management-Maßnahmen auf die Arten und die natürlichen Lebensräume zu bewerten.


Bestandsaufnahmen

Sie beschreiben den Zustand der Arten und Lebensräume zu einem bestimmten Zeitpunkt. Dabei konzentrieren sich die Studien unter anderem auf nicht oder wenig erforschte Artengruppen (Flechte, Moos, Farne, Insekten, Fledermäuse usw.). Diese zielgerichteten Forschungen füllen Wissenslücken im Hinblick auf die heimische Natur und aktualisieren sie. Manchmal konnten dadurch Arten entdeckt werden, die bis dato auf nationaler oder regionaler Ebene als fehlend betrachtet wurden. Diese Bestandsaufnahmen werden entweder von den Mitarbeitern des Naturschutzgebiets oder von externen Akteuren (Vereine, Wissenschaftler, Ingenieurbüros usw.) durchgeführt.


Beobachtungen

Die regelmäßig durchgeführten Beobachtungen betreffen einerseits die beeindruckenden Arten und Lebensräume, welche die Klassifizierung des Standorts als Naturschutzgebiet rechtfertigen und deren Erhaltungszustand überwacht werden muss. Andererseits können dadurch die Auswirkungen der Verwaltungsmaßnahmen bewertet werden, die dann ggf. neu ausgerichtet werden. In diesem Fall betreffen sie Bioindikatoren und andere physikalisch-chemische Indikatoren.

Darüber hinaus nimmt das Naturschutzgebiet an nationalen Beobachtungsprogrammen teil, um auf globale Herausforderungen reagieren zu können. Hierzu gehören das Zeitliche Monitoring heimischer Vögel – Einfache punktuelle Stichprobenuntersuchungen (oder STOC-EPS im Französischen), das vom französischen Nationalmuseum für Naturgeschichte koordiniert wird, das   unter der Regie der Französischen Herpetologie-Gesellschaft oder das Protokoll zur Vermessung der Bäume in den bewaldeten Naturschutzgebieten (im Französischen kurz: PSDRF), das unter anderem vom Netzwerk der französischen Naturschutzgebiete initiiert wurde.

Interdisziplinäre Studien

Schließlich bot Rohrschollen den Rahmen für eine Reihe interdisziplinärer Studien, die vom UNISTRA und vom CNRS rund um die Wiederherstellung der Auendynamik durchgeführt wurden (Projekt LIFE+).

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Für die Schutzgebiet arbeiten

Zur Erhaltung des Naturschutzgebietes sind verschiedene Arten von Berufen erforderlich