Das Projekt LIFE +
Die Stadt Straßburg hat im Januar 2010 ein Projekt zur Wiederherstellung der Dynamik in den rheinischen Auenlebensräumen auf der Insel Rohrschollen initiiert.
Warum?
Die verschiedenen Regulierungen des Rheins während der letzten zweihundert Jahre haben den Wasserhaushalt auf der Insel beeinflusst: Die dort existierenden Lebensräume wurden vom Rhein und seinem Hochwasser abgeschnitten.
Durch diese Abtrennung der Insel vom Rhein verringerte sich die Fließgeschwindigkeit des Bauerngrundwasser, eines alten Rheinarms, der die Insel durchquert. Das führte in der Folge zu dessen Verschlammung. Darüber hinaus verschlechterten sich durch die fehlenden regelmäßigen, dynamischen Überschwemmungen nach und nach die beeindruckenden Lebensräume, die den Reichtum dieses Naturschutzgebiets ausmachen.
Das Projekt LIFE+ „Ile du Rohrschollen“ hat das Ziel, einen Wasserhaushalt mit dynamischen Fluten wiederherzustellen, der den hydrologischen Rhythmus des Rheins imitiert. Die Überschwemmungen sollen sechs bis acht Mal pro Jahr erfolgen, das heißt, im Schnitt gibt es 50 Tage lang Überflutungen.
Durch die Wiederherstellung der Auendynamik soll der Wasserlauf mit seinen Lebensräumen erneut belebt werden können. Vor allem sollen dadurch in Hartholzwäldern untypische Baumarten (Ahorn und Buche) eingedämmt sowie bestimmte Feuchtgebiete wie Schilfzonen und Tümpel erhalten und wiederhergestellt werden.
Wie?
Als wichtigste Maßnahme wurde ein Entnahmebauwerk auf dem südlichen Teil der Insel errichtet. So kann das Flusssystem des Bauerngrundwassers direkt vom Rhein aus über eine ausgehobene Fahrrinne versorgt werden. Das Entnahmebauwerk ermöglicht unterschiedliche Einlaufgeschwindigkeiten zwischen 5 und 80 m³/s gemäß den natürlichen hydrologischen Bedingungen im Rhein. Um den Austausch mit dem Fluss wiederherzustellen, wurden am Zusammenfluss von Rhein und Bauerngrundwasser zusätzliche Arbeiten durchgeführt.
Projektpartner
Das Projekt LIFE+ Île du Rohrschollen (LIFE08 NAT/F/000471) wird durch die Europäische Kommission im Förderbereich Natur des Programms LIFE+ finanziert. Zudem wird es finanziell von der Agence de l’Eau Rhin-Meuse, vom Département Bas-Rhin, vom DREAL Elsass, von Électricité de France, der Region Elsass und der Stadt Straßburg unterstützt.
Das Förderprogramm LIFE+ (L’Instrument Financier pour l’Environnement) hat das Ziel, die Umsetzung, Modernisierung und Weiterentwicklung von Umweltmaßnahmen und -gesetzen zu unterstützen. Der Bereich LIFE+ Natur finanziert insbesondere konkrete Projekte zum Schutz von natürlichen Lebensräumen und Arten, die von europäischem Interesse sind.
Dieses umfassende Projekt wird im Rahmen eines vierjährigen Forschungsprogramms wissenschaftlich betreut. Hierfür arbeiten der französische Forschungsrat CNRS, die Universität Straßburg, die Hochschule ENGEES und das Forschungsnetzwerk ZAEU zusammen. Durch die Überwachung soll der Einfluss auf und der Nutzen der Maßnahmen für die natürlichen Lebensräume bewertet werden.