geschichte der rohrschollen INSEL und ihres naturschutzgebiets
Rohrschollen und sein Schutzgebiet sind eng mit der Geschichte des Rheins verbunden.
Zu Zeiten des „wilden“ Rheins boten die Flussufer eine vielfältige und vergängliche Landschaft, die aus unzähligen Inseln von verschiedener Größe bestand. Eine dieser vor Straßburg gelegenen Inseln wurde „Rohrschollen Kopf“ genannt. Diese Welt war in ständiger Bewegung und entwickelte sich mit den Hochwassern. Sie zeichnete sich durch einen außergewöhnlichen ökologischen Reichtum aus: üppige Wälder, Wanderfische, Fischotter, Biber, Flusskrebse usw.
Obwohl der Rhein zahlreiche Ressourcen lieferte, konnten seine Hochwasser für die in der Nähe lebende Bevölkerung verheerend sein (überflutete Dörfer, zerstörte Ernten usw.). Die Schifffahrt war aufgrund der schwankenden Durchflussmenge und des instabilen Flussbetts ebenfalls ein unsicheres Unterfangen. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts begannen die Menschen daher, ihn zu zähmen. Sie brauchten dafür 150 Jahre sowie mehrere Bauphasen: „Korrektur“, „Regulierung“ und schließlich „Kanalisierung“.
Die Folgen der Bauarbeiten auf der Rohrschollen Insel
Auf der Höhe der Insel Rohrschollen verbanden sich einige Inseln am westlichen Flussufer mit dem Festland. Das ging zweifelsohne auf die erste Bauphase zurück, die zu seitlichen Anschwemmungen führte. Die Insel Rohrschollen bildete nun mit der Waldfläche von Neuhof ein zusammenhängendes Gebiet. Die auf dem Fluss gewonnenen Böden wurden von den Bauern eingenommen: Sie werden mit dem Begriff Bauerngründe bezeichnet.
Menschliche Aktivitäten auf der Rohrschollen Insel im 20. Jahrhundert
Parallel zur Flussbegradigung wurden während des 20. Jahrhunderts hunderte Hektar Auenwald gerodet. So wurden in den 1930er-Jahren in Straßburg 400 ha Wald abgeholzt, um Platz für den Port Autonome Sud zu schaffen. Weitere 400 ha verschwanden später, um das Wasserkraftwerk zu bauen und die dazugehörige Staustufe auszuheben (1959–1963).
Infolge dieser letzten Veränderungen wurde Rohrschollen wieder zu einer Insel. Durch diese Umgestaltungen senkte sich jedoch auch der Grundwasserspiegel und der inneliegende Wasserlauf, der Bauerngrundwasser, wurde vom Rhein abgetrennt. Wie in der gesamten Rheinniederung verkümmerten die Auen, denn das Gleichgewicht des Flusses war gestört. Wissenschaftler, Verbände und Bewohner sorgten sich um die Zukunft der elsässischen Auwälder.
Rohrschollen Insel als nationales Naturschutzgebiet klassifiziert
Durch diese Bewusstwerdung kam es in den 1970er- und 1980er-Jahren zu mehreren Regulierungsmaßnahmen, die von der Stadt Straßburg, vom Staat und vom Regionalrat Bas-Rhin initiiert wurden. Im März 1997 führten sie schließlich zur Klassifizierung der Île du Rohrschollen als nationales Naturschutzgebiet. Im Jahr 1998 wurde die Stadt Straßburg vom französischen Staat zum offiziellen Verwalter des Nationalen Naturschutzgebietes „Île du Rohrschollen“ ernannt. Dem Verwalter kommt die Aufgabe zu, dieses letzte Überbleibsel der Rheinauenwälder zu bewahren und seinen Erhaltungszustand zu verbessern.
Mehrere Wanderwege im Herzen der Natur
Hunderte von Arten zu entdecken
Das Rohrschollen Insel Naturschutzgebiet bietet dank seiner Schwemmlandlage und der Vielfalt seiner Lebensräume geeignete Lebensräume für die Ansiedlung zahlreicher Tier- und Pflanzenarten, von denen einige geschützt sind.
Fleischfarbenes Knabenkraut
Großer Feuerfalter
Schwarz-Pappel
Großer Schillerfalter
Akeleiblättrige Wiesenraute
Graureiher
Riesen-Goldrute
Weberbock
Wilde Weinrebe
Steinbeißer
Schwarzmilan
Großes Granatauge
Neuntöter
Listspinne
Laubfrosch
Nördlicher Kammmolch
Viele reiche und vielfältige Lebensräume
Das Naturschutzgebiet erstreckt sich über eine Fläche von 309 Hektar und besteht aus 157 Hektar Wald, 25 Hektar Grasland und der Rest ist Flussufer.
Neunzig Prozent der Fläche der Auenwälder entlang des deutsch-französischen Rheinlaufs sind im 19. Jahrhundert verschwunden.